Geschichte 3/3

Von der Reformation bis heute

Caspar Merian

Am 27. Januar 1537 säkularisieren die Berner das Kloster von Romainmôtier. Die Kirche, in der nun reformierte Gottesdienste stattfinden, wird nach und nach abgerissen und umgebaut. Die zwölf verbliebenen Mönche werden vor die Wahl gestellt: konvertieren oder ins Exil gehen.

Von 1537 bis 1798 wird das Priorhaus offizielle Residenz des von Bern ernannten Landvogts. Die anderen Gebäude werden vermietet, verkauft – teils gar umfunktioniert zu Kellern oder Getreidespeichern. Romainmôtier ist der Hauptort einer Vogtei, die aufgrund ihrer Herrschaftsrechte und der Höhe des Zehnten sehr einträglich ist. Im Zuge der Waadtländer Revolution wird das Gebiet 1798 unter den Bezirken Orbe, Cossonay, Vallée de Joux, Aubonne und Rolle aufgeteilt. Die Freude über das Ende des Berner Jochs ist auch heute noch zu sehen: Gemäss Überlieferungen soll dies nämlich der Anlass gewesen sein, hinter der Kirche die Linde zu pflanzen – heute ein majestätischer Baum.

Zentralbibliothek Zurich

Um den Genfern zu helfen, die vom Herzog von Savoyen belagert werden, erobern die Berner 1536 das Waadtland. Die Verwaltung durch Bern hat wirtschaftliche, politische und religiöse Folgen. Nach der Reformation werden alle Symbole des alten Glaubens zerstört, insbesondere Heiligenbilder, religiöse Darstellungen und Skulpturen in den Kirchen.

Rémy Glardon

Mit der Gründung des Kantons Waadt im Jahr 1803 wird die Kirche von Romainmôtier Eigentum des Kantons. Das Gotteshaus wird mehrmals umgebaut.

Zwischen 1899 und 1915 wird es vom Kanton Waadt umfassend restauriert, was dem Bauwerk neues Leben einhaucht. Die archäologischen Funde liefern auch neue Erkenntnisse über die Geschichte des Ortes.

Die Restaurierungsarbeiten von 1992 bis 2000 erfolgen in zwei Etappen. Die erste Phase dient der Erhaltung der Bausubstanz – Fassaden, Dächer und Sockel –, um den Fortbestand des Baudenkmals zu sichern. In der zweiten Phase werden die Innenräume restauriert. Es werden Arbeiten an den Ornamenten und Wandmalereien durchgeführt, die Buntglasfenster werden restauriert. Der Bereich des ehemaligen Kreuzgangs wird landschaftsgärtnerisch gestaltet.

Die Kirche von Romainmôtier erstrahlt in neuem Glanz. Mit einem Geist der Offenheit und Grosszügigkeit bringt sie das Erbe von Cluny zum Leuchten und lädt zu ökumenischen Feiern ein.

Im Jahr 2021 reicht die cluniazensische Stätte von Romainmôtier zusammen mit Cluny und 109 weiteren europäischen Stätten ihre Kandidatur ein, um auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen zu werden.

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Diana Ross, berühmte Sängerin afroamerikanischer Abstammung und Ende der 1960er-Jahre Frontfrau der Girlgroup The Supremes, heiratet am 1. Februar 1986 in der Abteikirche von Romainmôtier Arne Næss Jr., einen norwegischen Milliardär und begeisterten Bergsteiger.

Die Grand Dame des Soul, die in den 1980er-Jahren zur Discoqueen aufsteigt, lädt Showgrössen wie Stevie Wonder und Lionel Richie ein. Das Paar bekommt zwei Söhne, bevor es sich im Jahr 2000 scheiden lässt. Warum es ausgerechnet die kleine Kirche von Romainmôtier wählt, wissen wir nicht. Man erzählt jedoch gerne, dass die Kinder des Dorfes sich über die Ortswahl freuten: Sie durften wohl die Reste der Hochzeitstorte vernaschen.