Geschichte 2/3

Die Blütezeit der Cluniazenser

Jean-Baptiste Lallemand

Im Jahr 928 vermacht Adelheid, die Gemahlin des Herzogs von Burgund und Besitzerin der Abtei Romainmôtier, diese dem Abt der Abtei Cluny, die gerade in der Entstehung ist. Der Eigentumswechsel wird jedoch nicht vollzogen. Erst Ende des 10. Jahrhunderts wird Romainmôtier dem Cluniazenserabt Maiolus übergeben.

Im 10. und 11. Jahrhundert kämpfen Mönche und Adelsfamilien der Region um die Erweiterung ihrer jeweiligen Herrschaftsgebiete. Im September 1050 hält Papst Leo IX. in Romainmôtier eine Synode ab. Da die Adligen von Grandson auf die Güter der Abtei Anspruch erheben, droht er ihnen mit der Exkommunikation.

Ende des 13. Jahrhunderts zerstören zwei Brände – wahrscheinlich durch Blitzeinschlag ausgelöst – Teile der Kirche, des Kreuzgangs und der angrenzenden Gebäude. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten im gotischen Stil verändern die Architektur des Klosters. Die Kirche und das Priorhaus werden mit Gewölben, Wandmalereien, Skulpturen und Chorgestühl verschönert.

Von den 43 Prioren, die bis zum 16. Jahrhundert aufeinander folgten, sind einige besonders erwähnenswert: Henri de Sévery, Jean de Seyssel und Jean de Juys spielten eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau und dem Aufschwung des Ortes.

Später fällt das Kloster an das Haus Savoyen und verliert an Bedeutung. Im Jahr 1501 wird hier die Hochzeit Philiberts des Schönen, Herzog von Savoyen, mit Margarete von Österreich gefeiert.

MET

Am 1. Dezember 1501 heiratet Margarete von Österreich in der Kirche von Romainmôtier Philibert den Schönen, Herzog von Savoyen.

Obwohl sie erst 21 Jahre alt ist, ist dies bereits die dritte Ehe der Tochter Kaiser Maximilians I. Als Kind wird sie mit dem französischen Kronprinzen Karl VIII. verlobt, der sie jedoch aus politischen Gründen verstösst. Daraufhin heiratet sie den spanischen Infanten Johann von Aragon, wird jedoch bereits ein halbes Jahr später zur Witwe. Ihr Vater versucht, sie zum Vorteil des Hauses Habsburg wieder zu verheiraten und arrangiert eine Ehe mit Philibert dem Schönen, Herzog von Savoyen.

In Romainmôtier begegnen sich die beiden künftigen Eheleute zum ersten Mal. Nach Festmahl und Tanz werden sie in einer von Louis de Gorrevod, Bischof von Maurienne, zelebrierten Messe getraut. Die Hochzeitsnacht verbringen sie im Priorhaus. Wahrscheinlich fiel die Wahl auf diesen Ort, weil das Priorat Romainmôtier auf dem Weg von Franche-Comté her das erste Kloster auf den Ländereien des Herzogs war. Erwähnenswert ist zudem, dass Prior Michael von Savoyen der uneheliche Halbbruder von Philibert war. Und dass Philibert wollte, dass Margarete als Herzogin von Savoyen in Genf einzieht.

Die Ehe scheint glücklich gewesen zu sein, wenn auch nur von kurzer Dauer. Bereits 1504 ist Margarete wieder Witwe. Margarete von Österreich (1480–1530), Herzogin von Savoyen und später Statthalterin der Niederlande, war eine wohlhabende und gebildete Frau, eine mächtige Politikerin und eine grosse Mäzenin der Renaissance. Sie zog auch ihren Neffen, den späteren Karl V., gross.